Naja, Mancher mag sich fragen wozu nach diesem ausgezeichneten Sommer mit fast afrikanischen Verhältnissen in Mitteleuropa, wozu nach Namibia zum Segelfliegen. Richtig. Dennoch gibt es einige Gründe die das Fliegen in Afrika einzigartig machen.
Kann man in unserem Winter hier wohl eher nur bescheiden Segelfliegen, ist auf der Südhalbkugel jedoch Sommer! In den Breitengraden von Namibia (etwa südlicher Wendekreis,Wendekreis des Steinbocks) beschert die Sonne kräftige Einstrahlung , was bedeutet es ist entsprechend Energie für außerordentliche Thermik im Überfluss vorhanden. Ein weiterer wesentlicher Unterschied zu unseren mitteleuropäischen Verhältnissen stellt der Umstand dar, daß man Thermik bis Sonnenuntergang hat. Zwar geht die Sonne im Namibianische Sommer so um etwa 19h30 unter, aber bis dann gibt es Thermik ! Es ist nicht selten , daß ein Endanflug mit einer Landung erst nach Sonnenuntergang endet. Das ist auch angenehmer wegen der Lichtverhältnisse, wer schon mal gegen das Licht einer tief stehende Sonne landen musste, weiß was ich meine.
Aber der wohl wesentlichste Grund in Namibia zufliegen sind die hohen Wolkenbasis. Wegen der reichlich vorhandenen Energie der Sonne, der vorwiegend trockenen Luft sind Maximaltemperaturen von 35-38 Grad an der Tagesordnung. Im Tagesverlauf ergeben sich dann Basishöhen von nicht selten über 5000m (QNH). Das sind unter Berücksichtigung der Geographischen Verhältnisse Namibias dann gut 3700 m über Grund. Damit läßt es sich arbeiten! Unerwähnt soll nicht bleiben, daß es gerade morgens auch häufig beschwerlich losgehen kann,
fliegen über unlandbarem Gebiet in 600-900 m fühlt sich halt anders an als über der Lüneburger Heide. Eine hohe Basis heißt, daß die Geschwindigkeiten über Grund dann deutlich höher sind, als das was man ein paar Stockwerke tiefer erreichen kann. Deswegen kommen dann am Abend deutlich mehr geflogenen Streckenkilometer heraus, 1000km sind da schon manches Mal drin.
Auch in Namibia ist das Wetter nicht immer homogen über das gesamte beflogenen Gebiet , aber die Anzahl der behindernden Lufträume ist klein und überschaubar. Es gibt vom nationalen Segelflugverband eine Vereinbarung mit den Luftfahrtbehörden Namibias, die ein für europäisch Verhältnisse riesiges Gebiet vom November bis einschliesslich Februar zum Segelfluggebiet definiert, das bis FL 195 genutzt werden kann. Zusätzlich darf auch außerhalb geflogen werden, dann ist man „beschränkt“ auf FL 145, womit kann man sich auch gut arrangieren kann (etwa 4300m QNH). Für das östlich gelegene Botswana existiert eine ähnliche Regelung und man kann ohne Probleme über die Grenze fliegen. Somit ist man bei der Streckenauswahl sehr flexibel und man kann sich bei der täglichen Streckenwahlplanung fast ausschließlich nach dem Wetter richten.Grob gesagt wird das Wetter in Namibia von zwei unterschiedlichen Luftmassen beherrscht: Eine feuchte die aus den Subtropen im Nord bis Nordosten nach Süden vordringt und einer kalte, sehr trockene Luftmasse die von Süd-Südwest nach Norden dringt. Die beiden Luftmassen treffen über Namibia zusammen und je nachdem wer sich durchsetzt gibt es Blauthermik (kalte Luft aus Süden) oder Wolkenthermik mit Schauern und abendlichen Gewittern (Labile Luft aus NO). Spektakulär wird es wenn sich NW-SO ausgerichtete Schauerlinien ausbilden, an denen man hervorragend entlangbrettern kann, sofern man auf der richtigen = Sonnenseite ist
Zwei der häufigsten morgendlichen Kursrichtungen ist in den Nordosten nach Gobabis oder zum „Knie“ ( das ist die nach Osten abknickende Grenzverlauf zwischen Namibia und Botswana) oder in Richtung NW um an der „Kante“ zu fliegen. Die Abruchkante oder das Escarpment ist ein in etwa nord-südlich verlaufender Höhenzug der die im Westen liegende Namib- Wüste von der im Osten liegenden Hochebene (Kalahari Wüste, etwa 1300m NN) trennt. Es kommt gelegentlich vor, das genau über der Kante Wüstenluft mit einer Ostströmung aus der Wüste auf die in Richtung West strömende Luft aus der Kalahari trifft. Die aufeinandertreffenden Luftmassen führen an der Grenzfläche zu einer linienartig, aufsteigenden Strömung, der sogenannten Konvektionslinie. Erwischt man so eine Linie läßt es sich fast sorgenfrei im Geradeausflug „bergauf“ fliegen.
Bemerkenswert ist auch, daß die Luft in Namibia fast „mückenfrei“ ist, was angesicht der langen Flüge sehr vorteilhaft in Bezug auf die Flugleistungen ist. Also Mückenputzer können zu Hause bleiben. Angesichts der einzigartigen Wetterverhältnisse kann man praktisch jeden Tag zum Überlandfliegen nutzen.
Auf dem Navigationsdisplay wird die geflogenen Strecke in Abhängigkeit von dem Steigen farblich dargestellt. Beim Kreisen in einem Hammerbart ergibt sich dann auf dem Display ein kirschroter runder Kreis, ein Red Donut halt.
Gestartet wird im Falle von Pokweni aus einer Pfanne, also dem Grund eines getrockneten Gewässers. Gehen einmal Gewitter nieder, kann so eine Pfanne, die morgens noch ein Flugplatz war , abends dann wieder ein See sein. Für diesen Fall steht in Pokweni eine Landebahn außerhalb des Pfannenbereichs zur Verfügung. Pokweni`s Kapazität ist auf etwa 14 Segelflugzeuge und Unterbringung der Besatzungen ausgerichtet. Es gibt in Namibia weitere Segelflugfarmen in Bitterwasser, Kiripotib und Veronica. Alle liegen etwa in einem Umkreis von 50-60 km und südöstlich von Windhoek.
Angenehm ist der Aufenthalt in Pokweni auch wegen der Unterbringung auf der Farm. Komfortable Räume mit Airconditioning machen die heißen Nächte erträglicher. Für das leibliche Wohl ist gesorgt, kulinarisch kommt auf den Grill was die Farm hergibt:Springbock, Lamm, Kudu Fleisch vom Grill (mehr Bio geht nicht, die Tiere fressen nur was die Natur ihnen auf dem Farmland bietet und das schmeckt man !)
Nach nun einigen Aufenthalten in Namibia kann ich sagen, das es sich kaum effektiver Streckenfliegen läßt als dort. Die Streckenkilometerausbeute in Relation zur eingesetzten Zeit ist phänomenal. Wer mehr erfahren möchte kann mich ansprechen oder die Segelflugfarmen googlen.